Was hilft Paaren auf die Dauer?

Wenn es langfristig gut bleibt oder wieder gut wird, ist es ein Zufall.

Der Zufall

Ein Zufall im Sinne eines Glücksfalls und einer Ausnahme. Der Normalfall ist, daß es nach ein paar Jahren schlechter wird und immer schlechter, bis die Trennung oder Scheidung die – eigentlich – bessere Lösung erscheint als der Versuch, die Beziehung zu verbessern oder abzuwarten, ob sie von allein wieder besser wird.

Die Scheidungsrate von ca. 50 Prozent ist aussagekräftig genug, möchte man meinen, aber es ist noch viel schlimmer.

Erstens werden dabei die unverheirateten Paare nicht mitberücksichtigt und zweitens heißt das Zusammenbleiben noch lange nicht, daß man zufrieden ist mit dem, wie es läuft. Man zieht es bloß vor, nicht äußerlich auseinanderzugehen. Aber innerlich ist es oft genug ganz was anderes. Die Begriffe von „nebeneinander her leben“, „sich arrangiert haben“, „einander ertragen“ , „das Beste aus der Situation machen“ und ähnliche Formulierungen geben darüber Auskunft.

Schauen Sie sich selber um! Wieviele Ihre Bekannten, Verwandten, Freunde, Berufskollegen fallen nach 5 oder 10 Jahren noch in die Kategorie „Liebe zueinander, Freude aneinander, Zufriedenheit miteinander“?

Aber Vorsicht bei der Einschätzung! Schauen Sie auf beide Teile, nicht nur auf einen der Beiden!

Und nocheinmal Vorsicht! Denken Sie daran, was die Männer und Frauen, die sie im Blick haben, für einen Eindruck machen, nicht, was sie von sich sagen und nicht, was sie sich bemühen, als Eindruck nach außen zu erwecken! Auch nicht, was sie sich selber sagen oder vormachen!

Die Frage, die Sie prüfen können, lautet konkreter formuliert, bei wieviel Prozent der Menschen, die in Partnerschaft oder Ehe leben, haben Sie den ehrlichen Eindruck, daß sowohl der Mann als auch die Frau im Großen und Ganzen auch nach 5 oder 10 Jahren tatsächlich noch mit der Beziehung zufrieden sind und aneinander Freude haben und einander lieben.

Wenn Sie auf 50 Prozent kommen, sollten Sie noch einmal schärfer hinschauen, wäre zu empfehlen!

Natürlich geht es nicht um soziologische Forschung, wenn Sie den kritischen Blick riskieren, sondern um Realitätsbezug. Und zwar um einen, den keiner gerne oder auch nur freiwillig haben möchte.

Die notwendige Hoffnung

Die Idee, bei uns zwei wird es aber gutgehen, ist notwendig, um sich überhaupt auf eine Partnerschaft einzulassen, die darauf gerichtet ist, eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen. Die Enttäuschung ist nie vorhergesehen und nie vorhersehbar von den beiden Abenteurern, die sich aufeinander so ernsthaft einlassen.

Die Hoffnung regiert und muß regieren, selbstverständlich!

Wenn Sie allerdings auf dieser Webseite lesen, ist die größte Wahrscheinlichkeit die, daß Sie mit der Enttäuschung schon Bekanntschaft gemacht haben, und zwar derart heftig, daß Ihnen angst und bange geworden ist, wie das alles weitergehen soll mit Ihnen beiden.

Wenn Sie zur Kategorie der großen Ausnahme gehören, die bezüglich Partnerschaft so realistisch ist wie bezüglich Geschäftsleben, Beruf und Altersvorsorge, ist vielleicht noch alles im akzeptablen Bereich, aber Sie wollen Ihr Bestes tun, daß das auch so bleibt.

„Hut ab!“ in diesem Fall. Sie sollten einen Lehrauftrag für verantwortungsvolle Lebensgestaltung kriegen. Oder zumindest in Prävention und Therapie von Partnerschaftsproblemen ehrenamtlich, wenn nicht professionell, einsteigen.

Zwei ganz normale Menschen

Wenn das Schicksal Sie aber nicht derart begünstigt hat, sind Sie ein ganz normaler Mensch, der nach bestem Wissen und Gewissen an die Dinge des Lebens herangeht und es nicht glauben kann und nicht für möglich gehalten hat, daß er so in die Kalamität geraten würde.

Der automatisch, wie versteckt vor sich selbst auch immer, an sich zweifelt, der sich verdächtigt, Entscheidendes übersehen zu haben, gravierende Fehlentscheidungen getroffen zu haben oder überhaupt psychisch, also menschlich, ein Mängelexemplar zu sein. Oder derartige Gedanken sind Ihnen zu heavy und Sie machen daher im Gefühl der Rechtschaffenheit den anderen, den Partner, Ihren Mann oder Ihre Frau, für die negative Entwicklung verantwortlich und schreiben sich selbst keine nennenswerte Schuld daran zu.

Es ist letztlich egal. Es wird Ihnen beides nichts nützen. Sondern nur schaden.

Wenn Sie die direkteste Route nach Tibet oder ins Hochland eines Andenstaates fliegen und dort mit Atemnot und Schwindel bei der kleinsten Anstrengung zu kämpfen haben, ist die Höhe schuld oder sind ihre Lungen schuld. Beides stimmt, aber Beides ist zugleich falsch, denn es ist die Kombination der Vergangenheit Ihres Lebens auf niedrigerer Höhe und das unvermittelte Ausgesetztsein den Verhältnissen auf 5000 Metern, das dazu führt, daß Ihr Körper überfordert ist.

Ganz genauso verhält es sich mit Beziehungsschwierigkeiten in der Gegenwart einer westlichen Kultur.

Sie hatten keine Gelegenheit, sich an die Bedingungen einer langfristigen Beziehung zu akklimatisieren, kann man sagen.

Wie bitte? Die meisten Leute haben mindestens eine, wenn nicht zwei oder mehr längerfristige Beziehungen schon hinter sich, wenn sie dann jemanden finden, den sie heiraten oder sinngemäß sich miteinander verpflichten!

Das stimmt, aber die Bedingungen einer langfristigen Beziehung, die hier gemeint sind, bestehen darin, daß sie „in guten wie in schlechten Zeiten“ samt „bis daß der Tod uns scheidet“ beinhalten. Auf Gedeih und Verderb.

Was wir heute haben, ist „auf Gedeih“ ohne den Zusatz danach. „So lange wir uns lieben“, sagen wir. Oder, „so lange wir es beide besser finden, zusammen zu bleiben als auseinander zu gehen“. Was alles nichts anderes heißt als „bis auf Widerruf“. „So lange es nicht zu mühsam und anstrengend wird“ oder etwas unschöner ausgedrückt, „so lang es sich auszahlt“.

Dummerweise gibt es keine Rezeptur, die allgemein bekannt ist, wie man sich erfolgreich akklimatisieren könnte. Kein Experte und kein Fachgebiet befaßt sich damit, jedenfalls nicht so, daß Empfehlungen herausgegeben werden, die man sich von einer Webseite herunterladen könnte, bevor die Reise losgeht.

Die anachronistische Erwartung

Als Kultur und Generation und seit zwei bis drei Generationen tun wir so, als wäre es so wie davor, „Das finden die Leute doch von allein heraus, das war doch nie ein unüberwindliches Problem, seit Anfang der Menschheit konnten wir das, warum denn jetzt plötzlich nicht mehr?“

Im krassen aber nicht unzulässigen Vergleich kann man sagen, in der Zeit der Pestepidemien, als ein Drittel der Europäer daran starben, mochten Leute gedacht haben, „Das gibt’s doch nicht, es hat doch immer schon alle möglichen Krankheiten gegeben aber zugleich alle möglichen Kräuter und Gebete dagegen, weshalb sollte gerade heute so eine Ausnahmesituation eingetreten sein, daß das alles nichts nützt!“

Es hat sie nicht vor den Beulen und dem Tod bewahrt.

So wie die Medizin damals nicht weit genug war, so sind anscheinend die Psychologie, die Soziologie und die Politik heute nicht weit genug, um ein wirksames Gegenmittel gegen das epidemische Scheitern der Beziehungen zwischen Männern und Frauen bereitzustellen.

Das „anscheinend“ ist Ihnen vermutlich nicht entgangen. Oder doch? Jedenfalls kommt es darauf an: anscheinend!

Das muß ausgeführt werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Denn verhält es sich nicht im Gegenteil? Predigen die Psychologen, die Psychotherapeuten und die Paartherapeuten nicht sowieso, daß Paartherapie das Rezept ist? Und zwar beim ersten Anzeichen der Infektion mit pessimistischen Aussichten für die Beziehung?

Schon. Aber was hilft das? Nichts, die Scheidungsraten sind nicht gesunken, seit und weil es Paartherapie gibt und obwohl sie in allen Frauenzeitschriften und im Fernsehen routinemäßig angepriesen wird. Obwohl sich seit Jahrzehnten die Ratgeberliteratur zu Wolkenkratzern türmt und die Talkshows beste Ratschläge und braven Optimismus verbreiten.

Und die Erfolgsraten von Paartherapie? 50 zu 50, wenn man kulant ist. Kurz und gut, wer sich scheiden lassen will, läßt sich mit und ohne Paartherapie scheiden, wer nicht, mit und ohne nicht.

Die notwendige Realitätsbewußtheit

Das klingt schlimm. – Was soll man machen? Realitätsbewußtheit zu vermitteln ist der erste Schritt zur Besserung der Verhältnisse!

Alle sind jetzt beleidigt, wenn nicht empört, die Paare wie die Paartherapeuten! Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und – was biete ich dann Paartherapie und Paarcoaching an, wenn es unterm Strich sowieso für die Katz ist?

Deswegen, weil beide Seiten der hilfreich gemeinten und erhofften Gleichung „Paartherapie“ nur Menschen sind und damit dem herrschenden Geist der jeweiligen Zeit nicht nur in Distanz ausgesetzt sondern von ihm mit all seiner beinahe unwiderstehlichen Macht und Verführungskraft belagert, bedrängt, bestürmt, umgeben und umschlossen wie der Fisch vom Wasser.

Das heißt, Paartherapie ist dann tatsächlich hilfreich, wenn sich alle drei Beteiligten in der einen oder anderen Form auf genau diese Gegebenheit in ihrer Tragweite mit Vernunft und Verantwortung einlassen.

Der Fisch kann sich ein Leben ohne Wasser nicht vorstellen, er kriegt nicht einmal mit, daß ihn rundherum dieses spezifische Element umgibt, wenn er nicht zu denen gehört, die Ausflüge an die Oberfläche machen.

Der Geist gegen die Liebe

Wenn nun zu einer Zeit ein Geist herrscht, der es darauf abgesehen hat, die liebevolle, freudvolle und Zufriedenheit stiftende Beziehung zwischen den Geschlechtern als unmöglich und sogar ungünstig, ja verderblich zu beweisen, dann ist es Zufall, Glücksfall und Ausnahme, wenn jemand über die Zeit resistent bleibt gegen diese den Alltag einer Lebenswelt durchdringende Absicht und Propaganda oder sich davon beizeiten und rechtzeitig wieder emanzipiert.

Genau mit solchen Umständen haben wir es heute zu tun.

Daß Mann und Frau lebenslang miteinander zusammenleben können und es beiden elementar guttut und sie zutiefst befriedigt, ist beinahe schon als obszöne oder hochverräterische Meinung in der Öffentlichkeit behandelt.

Daß sie beide das instinktive und nicht auszumerzende, weil biologisch und evolutionär notwendige Bedürfnis danach haben, ungeachtet dessen, wie bewußt oder unbewußt und wie präsent oder im Hintergrund, das ist als Aussage nicht mehr hinzunehmen, das ist zurückzuweisen, das ist jenseits des Akzeptablen, da hört sich die Toleranz auf, jedenfalls das Recht, mit so einer Auffassung ernstgenommen zu werden.

Der intellektualistische Hochmut

Instinktiv? Biologisch? Evolutionär? Noch dazu notwendig? Und: nicht auszumerzen? Haha, zeigt nicht allein schon die Tendenz zur sequentiellen Monogamie oder die zur Polyamour, die in den hochentwickelten Kulturen zu beobachten ist, das biologistische und statizistische falsche Verständnis von Evolution und speziell dem Verhältnis von Instinkt und Sozialisierung als solchem unmißverständlich auf?

Auf der gleichen Ebene geantwortet: Weder der Kommunismus noch der Faschismus noch der Feminismus als ihrer im hegelschen Sinn aufgehobenes Vermächtnis im Dienste des Kapitals hatten und haben auf die Conditio Humana einen anderen Einfluß als zur Verblendung, zur pragmatischen Verdrängung, Verleugnung und Rationalisierung motivierend.

Die politische Unterwerfung der Psychologie und Psychotherapie

Die Praxis der Partherapie wie der Psychologie und der Psychotherapie insgesamt unterwirft sich den jeweiligen politischen und damit zugleich fundamental ökonomischen Verwertungsinteressen und Bewertungsdogmen, insoweit sie vom Staat unter Kuratel genommen ist, ganz ohne bewußte Intention und vor allem mit genauso wenig Bereitschaft, sich auf ihre soziale Kontrollfunktionalität im Dienst der Erhaltung des politischen Herrschaftssystems anders zu besinnen als bestenfalls in einem theoretischen Zusammenhang, der so weit vom alltäglichen Tun entfernt angesiedelt ist, daß die Gefahr der politischen Verfolgung und sozialen Existenzvernichtung gebannt bleibt.

Das ist nichts Spektakuläres und Demonstratives, nichts Expliziertes oder Explizites, sondern der Gang der Dinge des gesellschaftlichen Lebens und der politischen Ordnungsdeterminanten, der Normalfall, das Normalste von der Welt, während es geschieht. Erst im historischen Danach kommt es gegebenenfalls zur Bewußtheit dafür, zur eventuellen Kritik daran, die unter Umständen auch eine ethische und vielleicht vehemente werden kann.

Wichtig für heute und für die Frage, was heute Paaren hilft, ist der Hinweis darauf, daß für die beiden Liebes- und Lebenspartner wie für ihren Therapeuten oder Berater oder Coach zu empfehlen ist, daß sie sich bewußt halten, es geht nicht um Unzulänglichkeiten oder Irrtümer psychischer Defizite persönlicher und individueller Art oder deren Aufeinandertreffen in der Beziehung sondern um die nicht vermeidbaren Hindernisse, welche die Zeit sowohl den Partnern im Leben als Paar, als auch ihnen so wie dem psychologischen Fachmann im Versuch, diese mittels Paartherapie zu überwinden, setzt.

Einfach gesagt, unter anderen Umständen der Kultur, zu einer anderen Zeit, kämen Mann und Frau auch ohne paartherapeutische Hilfe ausreichend gut miteinander und dem gemeinsamen Leben zurecht.

Wer will das schon hören?

Die Rationalisierung des Gegenwärtigen

Wenn man jemandem sagt, bis in die 60er Jahre war die Scheidungsrate ein Viertel oder Fünftel derer, die seit den 80er und 90er Jahren überall üblich ist, kann man damit rechnen, daß man wie aus der Pistole geschossen zurückkriegt, „Ja, aber …!“ Der Leser kann selber einfügen, was gerade modern ist.

Die Heutigen verteidigen bis aufs Messer die heutigen Verhältnisse. Das haben sie gestern schon getan und werden sie morgen auch tun. Ganz egal, wie katastrophal es zugeht. Wir brauchen das. Wir können nicht einfach sagen, wenn ich mir’s recht überlege, war es gestern besser als heute. Oder gar, war es vorgestern schon besser als gestern.

Wir können es nicht einfach, aber wir können es mit Anstrengung. Was die gesellschaftlichen Normen und Tabus angeht so wie, was die früheren Zeiten der eigenen Beziehung betrifft. Wir können sehen, was die Menschen zu anderen Zeiten gemacht haben oder in anderen Kulturen machen, und wie es andere Auswirkungen auf die Liebe, die Freude und die Zufriedenheit hatte oder hat. Ganz genauso können wir sehen, was wir selbst früher anders gemacht haben und daraus anderes, Schönes und Gutes folgte.

Die Gesellschaft, die Kultur, die Politik, die Öffentlichkeit ist zehnmal verstockter als der einzelne Mensch oder zwei einzelne Menschen. Ideologische Systeme gehen so lange zum Brunnen, bis sie brechen, aber vom Saulus zum Paulus bedarf es nur eines Sturzes vom Pferd im richtigen Moment.

Der unausrottbare Idealismus des Menschen

Wenn wir eine Gelegenheit sehen, nach unseren Idealen zu handeln, tun wir’s.

Wenn wir uns oder den anderen Beteiligten das idealistische Angehen nicht zutrauen oder glauben, es wäre unrealistisch und von vornherein zum Scheitern verurteilt, dann machen wir Kompromisse mit unserem besten Wissen und Gewissen.

Dann bringt uns nur mehr die Literatur oder eine Weisheit, die von einer Autorität dafür ausgesprochen wird oder ein außergewöhnliches,  im Positiven oder Negativen aufwühlendes oder erschütterndes Erlebnis, oft genug eine Krise, in der es ums Ganze, ums seelisch Ganze geht oder ums Lebensganze, eventuell den Anlaß und die Inspiration, unsere Ideale ernst zu nehmen.

Wieder ernst zu nehmen, muß man präzisieren. Denn am Anfang, als Kind, sind wir hundertprozentige Idealisten, nicht einmal dazu fähig, aus Pessimismus oder Resignation auf unsere guten Hoffnungen über alles und jeden, die Welt und das Leben zu verzichten.

Das ungetrübte Einverständnis mit uns selbst, ganz so wie die ungetrübte Zustimmung zum anderen, erfordert das Bewußtseins, man tut sein Bestes beziehungsweise, der andere tut sein Bestes.

Pragmatismus nennt man das Beiseitestellen der Ideale, um sich ein schlechtes Gewissen zu ersparen. Reif geworden Sein, realistisch geworden Sein, seiner Möglichkeiten und Grenzen bewußt geworden Sein. Dummerweise macht der willkürliche Ehrgeiz und Optimismus den Menschen zum Nichtschimpansen. Samt der unendlichen Geduld, der absolutistischen Beharrlichkeit und unbedingten Ausdauer angesichts von Scheitern und Rückschlägen.

Mit anderen Worten, das Verfolgen seiner Ideale gegen alle Widerstände und HIndernisse.

Unter diesem Antrieb stehend, wollen wir ursprünglich und im Innersten und eigentlich immer nur das Gute, das Schöne und das Wahre. Das Ungute, Häßliche und Unwahre zu verfolgen ist nichts anderes als die Notlösung angesichts der vermeintlichen Unmöglichkeit des Idealen.

Auch wenn diese Notlösung die über Jahre und Jahrzehnte gewohnte und selbstveständliche geworden ist, gründet sie auf der Enttäuschung im Versuch der idealistischen Lösungen, einer Kategorie von Enttäuschung, die wir nicht freiwillig weiterhin erleben wollen und daher, so gut es geht, vermeiden.

Wir haben uns den Mut abkaufen lassen, die Flügel stutzen lassen, „die Wad’ln viere richten lass’n“ vom Leben.

Die Sehnsucht nach der Unschuld des idealistischen Wollens und Tuns bleibt, wie schwer oder leicht zugänglich auch immer.

Sie bei sich und beim anderen anzustoßen, zu wecken und wieder als die ureigenste und elementar menschengemäße Orientierung anzuerkennen, ist das Rezept zum Einverstandensein mit sich, mit dem anderen und mit dem Gemeinsamen.